Die Venussichel in der Aula

Sternbeobachtung auch am Tageshimmel

Es ist weitgehend unbekannt, dass man mit einem Teleskop auch zur normalen Tageszeit Sterne beobachten kann. Allerdings muss man sich dabei auf wirklich helle Sterne wie Sirius oder helle Planeten wie die Venus beschränken. Nachdem wir uns schon eine Zeit lang erfolgreich damit beschäftigt hatten, solche Sterne auch am Tageshimmel aufzuspüren, ging es uns bei unserer jetzigen Aktion darum, unsere Teleskopbilder "live" in die Aula zu übertragen.
Das Bild rechts zeigt die abnehmende Venus am 3. September 2005 noch bevor sie die westliche Elongation (westlicher Umkehrpunkt der Venusbahn) erreicht. Hat sie diesen Punkt erreicht, so sehen wir durchs Teleskop "Halbvenus". Den Bereich am linken Venusrand, der vom Sonnenlicht nicht erreicht wird, könnte man von der Erde aus sehen, er wird jedoch von hellblauen Streulicht des Himmels überstrahlt, so dass uns die Venus nicht als runde Scheibe, sondern als "abgeschnittener" Kreis erscheint.

Das untere Bild zeigt in etwa wie die Positionen von Sonne, Venus und Erde damals waren.



Im Oktober 2007 haben wir andere Positionen dieser drei Himmelskörper. Die zunehmende Venus erscheint uns als Sichel, denn wir schauen von "hinten" auf den großen unbeleuchteten Teil der Venus. Die Venus befindet sich auf dem Weg in die östliche Elongation (östlicher Umkehrpunkt der Bahn).


Waren wir 2005 noch damit zufrieden, die Venus überhaupt am Tageshimmel aufzustöbern, so wollten wir es diesmal schaffen, Bilder von einer sichelförmigen Venus in der großen Pause live ins Schulnetz und in die Aula zu übertragen.


Die sichelförmige Venus ist zwar kein seltenes, sondern ein immer wieder kehrendes Ereignis. Galileo Galilei hat es als erster Mensch durch ein einfaches Teleskop gesehen und es war ihm klar, dass dies einen wichtigen Befund zur Bestätigung des kopernikanischen Weltbilds darstellte. Die Lehre des Polen Kopernikus, nach der die Planeten um die Sonne und nicht um die Erde kreisen, war damals nicht allgemein anerkannt. Wegen der herausragenden historischen Bedeutung wollten wir allen Schüler/innen und Lehrer/innen dieses markante Bild "live" präsentieren.

Am 12. Oktober 2007 starteten wir unseren ersten Versuch. Es war eine klarer Morgen, aber recht bald zog ein Dunstschleier auf. Dieser Schleier bewirkte, dass die Helligkeistunterschiede zwischen dem blauen Himmel und der strahlenden Venus nur gering waren. Deshalb zeigt unser Foto die Venus vor einem taghellen Hintergrund. Leider war bis zur großen Pause der Dunst so dicht geworden, dass das Venuslicht ihn nicht mehr durchdringen konnte und wir unseren Versuch abbrechen mussten.

Eine Woche später hatten wir mehr Glück. Wieder war es ein schöner, klarer Herbstmorgen und die Venus strahlte sehr hell. Ihre Helligkeit war sogar so groß, dass - bei an gemessener Belichtungszeit - der taghelle Himmel auf unseren Fotos dagegen dunkel wie die Nacht erschien.

Timo und Philipp kümmerten sich um das Teleskop und die Nachführung. Um die Helligkeit und die Überstrahlung zu verringern, hatte Timo ein Blatt Papier vor das Objektiv des Telekops geheftet. Auf dem Bild unten rechts sieht man bereits Wolken aufziehen und tatsächlich war am Ende der großen Pause die Venus wieder hinter dieser Wolkendecke verhüllt. Doch bis dahin hatten viele unsere "live" Bilder gesehen.